Möwe Mjölk

Mjölk ist eine kleptomanisch veranlagte Möwe, ein echter Langflügel. Im Vorbeifliegen klaut Mjölk alles, was ihr unter die Fittiche kommt. Fischbrötchen von verzankten Touri-Pärchen und Softeis von quengelnden Kindern. Den Schmuck der Omas, die aperolselig von der Strandpromenade zurück zu ihren Kreuzfahrtkolossen schlendern und die Luxusmarken-Caps pubertierender Jungs beim Beachvolleyball. Glitzernde Autoschlüssel von Vätern, die mit Strandtaschen, Windschutz und Luftmatratzen bepackt schnaufend ihrer Familie Richtung Parkhaus hinterherschlurfen, und Smartphones von Teenie-Girls, die gelangweilt am Strand chillen, Mjölk verfolgt, so behauptet sie, damit einen Erziehungsauftrag. Weil die Leute einfach nicht auf ihre Sachen aufpassen.

Neuerdings – seit sie auf einem der von ihr „in Obhut genommenen“ Smartphones einen Account mit 12.000 Follower:innen gekapert hat – ist Mjölk auch Influencerin. Pumper-Piet bettelt sie jetzt unentwegt nach einem Shout-out an. Aber Mjölk macht nur Beauty- und Fashion-Content, das hat sie unter Deck auf Flipcharts in ihrer Social-Media-Strategie so konzipiert. Deshalb konzentriert sie sich jetzt auf ihren Raubflügen auch verstärkt auf Kosmetik und Designer-Brands.

Für einen spontanen „#wokeuplikethis“-Post arbeitet Mjölk stundenlang an ihrem leicht verzerrten Spiegelbild auf der Wasseroberfläche der Ostsee, aber auf ihrem Account dreht sich alles um #naturalbeauty, wie sie behauptet. Und ein bisschen stimmt das sogar: Milch und Joghurt – das sind ihre kostbaren Geheimtipps für ein strahlend weißes, starkes Gefieder.